Daß die landschaftlich schöne Lage nicht nur Vorteile bringt, wurde den meisten Auendorfern spätestens dann bewußt, wenn sie ihren Fernsehapparat einschalteten. Durch die topographischen Gegebenheiten war in den meisten Bereichen des Dorfes der Fernsehempfang doch stark eingeschränkt. Manche konnten nur das Erste Programm sehen, andere wiederum hatten mit dem ZDF oder teilweise sogar mit dem Dritten Programm mehr Glück. Je nach Witterungsverhältnissen war das Fernsehbild mehr oder weniger gut, was natürlich auf die Dauer niemanden mehr zufriedenstellte.
So kam man schließlich auf die Idee - dem Beispiel in anderen, ähnlich gelegenen Orten folgend -‚ eine Ortsantennengemeinschaft zu gründen mit dem Ziel, möglichst allen Einwohnern einen technisch einwandfreien Fernsehempfang zu bieten. Auf die Initiative von Walter Schmidt und Heinz Späth wurde zusammen mit der Firma Erwin Stiefelmaier aus Geislingen und der Firma Hirschmann aus Esslingen eine Vorführung organisiert, die am 15. September 1971 im Saal des Gasthofs Hirsch in Auendorf stattfand. Der Probemast wurde aus Kostengründen und wegen der geringen Entfernung auf der Lützelalb aufgestellt und die zahlreich anwesenden Interessenten konnten störungsfreie Fernsehbilder bestaunen. So fiel es der Firma Stiefelmaier, seinerzeit ein renommiertes Fachgeschäft für Rundfunk-, Fernseh- und Phonotechnik, sowie der bekannten Antennenbaufirma Hirschmann nicht schwer, die Anwesenden von den Vorzügen einer Gemeinschaftsantennenanlage zu überzeugen, und noch am gleichen Abend wurde von den über 50 Anwesenden beschlossen, eine Ortsantennengemeinschaft zu bilden. Die beiden Initiatoren und Vorsitzenden dieser Gemeinschaft, Walter Schmidt und Heinz Späth, zogen danach noch tagelang wie Hausierer durch das Dorf, um möglichst viele Gebäudeeigentümer davon zu überzeugen, der Gemeinschaft beizutreten. Dabei fiel es ihnen nicht immer leicht, gleich zum Vertragsabschluß zu kommen, und so mußte manches Glas Most oder auch mal ein „Schnäpsle“ getrunken werden, bis alles besprochen war. Der eine oder andere versuchte natürlich auch, für sich etwas günstigere Bedingungen herauszuhandeln, was aber im Sinne der Gleichbehandlung selbstverständlich nicht zugelassen werden konnte. Schließlich gelang es ihnen aber doch, die große Mehrzahl davon zu überzeugen, daß bei einer möglichst großen Teilnehmerzahl die Höhe der einmaligen Anschlußbeiträge und der späteren jährlichen Folgekosten für alle Beteiligten um so günstiger wird. Am 11. Oktober 1971 wurde von 89 Teilnehmern der Lieferungs- und Montagevertrag mit der Firma Stiefelmaier abgeschlossen und bereits am 20. Oktober wurde der 14 Meter hohe Antennenmast beim Schlageter-Denkmal aufgestellt.
Bei verschiedenen Versuchen hatte sich dieser als der günstigste Standort erwiesen. Die Gesamtkosten der Anlage beliefen sich auf über 35000 DM und wurden vollständig über die Anschlußbeiträge der Teilnehmer finanziert.
Der örtliche Baggerunternehmer Christoph Neubrand hatte die Grube für den Antennenmast ausgehoben und übernahm auch die Grabarbeiten für das 1100 Meter lange Erdkabel bis zum ersten Gebäude am Ortsanfang Im Eichele. Einige freiwillige Helfer waren bereit, das Kabel zu verlegen, und die Monteure der Firma Stiefelmaier konnten dann nach und nach Haus für Haus anschließen. Zu Weihnachten 1971 konnten bereits einige Bewohner am Eichele sechs Fernsehprogramme empfangen - ARD, ZDF, Südwest 3, Bayern 3, Österreich und Schweiz.
Die im Laufe der Jahre notwendigen Reparaturen und Erweiterungen mußten natürlich auch von der Gemeinschaft der Anschließer finanziert werden, und der langjährige Kassier Walter Schmidt achtete genau darauf, daß die hierfür zu bezahlende Umlage auch von allen Beteiligten entrichtet wurde. So mancher versuchte wohl auch, die Leitung anzuzapfen und ohne Kostenbeteiligung die Fernsehprogramme zu genießen, wenngleich diese Freude natürlich nur von kurzer Dauer sein konnte, da auch dies überprüft wurde.
Ein ausländischer Mitbürger, dem bereits der Strombezug gesperrt war, kappte einmal die bestehende Anschlußleitung und schloß daran seine Waschmaschine und eine Kochplatte sowie einige Lampen an. Daraufhin fiel aber bei einigen anderen das Fernsehen aus, und so konnte der Übeltäter schnell ausfindig gemacht werden. Immer wieder gingen bei den beiden Auendorfer Fernsehbeauftragten auch Meldungen ein, daß „das Fernsehen nicht geht“, doch bei näherem Betrachten war es dann oft so, daß schlichtweg der Fernsehapparat einfach nicht mehr funktionierte.
Die Gemeinschaft ist im Laufe der Jahre stets mit der baulichen Erweiterung des Dorfes mitgewachsen und besteht nach wie vor.
Beim Ausbau der Ortsdurchfahrt wurden zwar auch die neuen Breitbandkabel der Deutschen Telekom AG mitverlegt, es fehlt aber noch der Anschluß an das überörtliche Netz, der eventuell beim geplanten Bau des Geh- und Radweges zwischen Bad Ditzenbach und Auendorf hergestellt werden soll. (war nicht passiert ist !)
Im September 1993 legte Walter Schmidt aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Kassier nieder, so daß seit dieser Zeit alle Fäden bei Heinz Späth zusammenlaufen. Er verwaltet die zentrale Auendorfer Fernsehanlage nun allein und ließ inzwischen von der Wiesensteiger Firma Holder auch noch eine Satellitenschüssel installieren, so daß nunmehr überall 21 Programme über das Kabelnetz empfangen werden können. Der jährliche Beitrag beläuft sich zur Zeit auf 70,- DM und ist damit wesentlich günstiger als in anderen Orten, wo jeder einzelne Eigentümer seinen Breitbandkabelanschluß bei der Telekom selber bezahlen muß. Allein schon deshalb wird die Ortsantennengemeinschaft zum Nutzen und zur Freude ihrer Mitglieder wohl noch lange weiterbestehen.
Seit dem Tod des Heinz Späth im Januar 2000 ist den Teilnehmern der Ortsantennengemeinschaft Auendorf, die auch Mitglieder dieser Gemeinschaft sind, wissen nicht mehr, wer zur Zeit (Mai 2001) die Ortsantennengemeinschaft verwaltet, die technischen Wartungsarbeiten an Anlage und Kabel hat jedoch seit 1999 die Fa. H&B in Gosbach übernommen.
Der Vertrag über den Anschluß an die privat-öffentliche Fernseh- und Rundfunk-Gemeinschafts-Antennenanlage in Auendorf vom Sept./Okt. 1971
Quellen: "Von Ganslosen bis Auendorf", Eine
Ortschronik, herausgegeben von der Gemeinde Bad Ditzenbach 1999
eigener Teilnehmervertrag
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